Sonnenschein Wolkenheim
bring vom Rhein
mir den Stein
Wellengang heller Klang
Kiesel mein
sing vom Rhein
Kieselmein riesel fein
mit dem Sand
aus der Hand
Wellengang heller Klang
aus dem Sand
aus der Hand
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Das ist ein Beispiel dafür, warum es gut ist, alte Notizbücher durchzublättern, bevor man sie eventuell entsorgt. Ich fand nämlich so mein Strandbadgedicht wieder. Es entstand vermutlich 2008 oder 2009, als ich am Rhein die Seele baumeln ließ. Etwas über das Strandbad Mannheim findet sich hier und hier.
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Das ist ein Satz.
Nackt und bloß. Schnörkellos.
Nur Subjekt, Verb, Objekt
verpackt darin. So nackt.
Aber das da!
Also, das ist schließlich
– ohne wenn und aber –
auch ein schöner, netter Satz,
Wort für Wort korrekt am Platz,
und sozusagen weitere Elemente,
mit Adjektiven und Adverbien
und Kommata und dies und das,
ganz nebensächliche Momente,
nebensätzeweise Nebelsätze
obendrein, die dich knebeln,
und auch wer mit Geduld
dies liest und nicht versteht,
ist selber schuld (wirklich?),
weil, wer am Ende nicht mehr weiß,
was der Satz zur Aussage bringt,
und wer alsobald um Fassung ringt,
fliegt aus dem Takt,
den ihm der Schreiber vorgegeben,
ganz nackt
bleibt er zurück
oder versucht erneut sein Glück,
und liest vom ersten Wort zum zweiten Wort
und so weiter und so fort,
und doch – vielleicht auch nicht,
denn Lesen muss sich lohnen
und darum sollst du Leser schonen:
Schreibe besser einen kurzen Satz.
Nackt und bloß. Schnörkellos.
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Wir sind mittlerweile beim neunten Wort im Projekt *.txt angelangt: nackt. Ich bin stolz, dass ich bisher zu jedem Wort etwas verfasst habe, und finde es spannend, wozu wir Mitwirkenden inspiriert werden. Bis Ende des Jahres werden es 17 Wörter sein, zu denen Beiträge ganz unterschiedlichster Art verfasst wurden.
Zum Einlesen:
- Das Projekt beschreibt Dominik Leitner auf seiner Homepage Neon|Wilderness hier: http://neonwilderness.net/txt/.
- Alle Beiträge aller Mitwirkenden zu allen bisherigen Wörtern finden sich unter folgendem Link: http://neonwilderness.net/txt/txt-die-beitraege/
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Gib Acht auf die Lärche im Hinterhof
Gib Acht auf die Lärche im Hinterhof.
Die stattliche Herberge vieler Seelen.
Zweige wiegen im Frühlingswind.
Im Baumwipfel oben mit Gekräh und Gehabe
beansprucht sein Revier der Kolkrabe.
Doch inmitten des Gezweigs ohne Eile
gurrt vornehm die Ringeltaube für eine Weile.
Und ganz hinten entdeckt fern vom Nest
der Jungspecht von Buntspechts das Geäst.
Dann herrscht Unfug durch eine Meisenbande
die kreuz und quer hüpfen – und imstande
sind, kopfüber an jungen Trieben zu picken,
mal hier, mal dort, und wieder fort, als wär's ein Sport.
Ein Mönchsgrasmück verdreht den Kopf
und zeigt uns seinen schwarzen Schopf.
Derweil ganz unten auf einer Wurzel am Baumstamm sitzt
ein Hausrotschwanz und zittert und knickst
und schickt sich an zu singen.
Bald hört man sein Lied erklingen.
Während sich emsige Hummeln
ungestört an den Zweigen tummeln,
lässt sich eine Spinne am seidigen Faden
durch den Wind ganz woanders hin tragen.
Auf einmal fliegt der Rabe los
und kräht ganz laut und ganz famos
Krahkrahkrah, ich bin da,
ich bin da, Krahkrahkrah
Gib Acht auf die Lärche im Hinterhof.
Die stattliche Herberge vieler Seelen.
Zweige wiegen im Frühlingswind.
Du darfst lächeln.
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Eine nette Idee von Dominik, als achtes Wort im Projekt *.txt "acht" bzw. "Acht" zu wählen. Ich habe mir eine schöne Wörterliste angelegt, von "achtsam" über "achtern" bis "Achtung" und verweilte eine Weile bei "gib Acht auf Dein Herz". Den Reim auf Schmerz wollte ich mir aber ersparen. Die Lärche habe ich jeden Tag vor Augen – da lässt sich nicht nur im Frühling vieles beobachten: Hat Spaß gemacht und alles im Gedicht hat sich übrigens wirklich so zugetragen! Nachtrag: Es könnte allenfalls sein, dass unsere Hinterhoflärche gar keine Lärche ist, sondern eine Blauzeder ;-)
(Bild: J.K.)
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