Liz saß auf ihrem Stuhl und lächelte. Sie fühlte sich wohl. Sie war nicht allein. Hier waren Menschen. Eine Frau saß neben ihr und wiegte sich hin und her und lächelte ebenfalls.
Es waren auch einige Damen in Weiß da und unterhielten sich mit den Menschen. Sie wirkten sehr nett. Sie lächelten. Liz mochte Leute, die lächelten.
Die Damen hatten ihre Haare ordentlich zusammengesteckt und trugen ein Ding in Weiß auf dem Kopf. Immer wieder musste Liz dieses Ding anschauen. Liz versuchte sich an das Wort zu erinnern. Wie sagte man dazu? Wie nannte man ein Ding, das Frauen auf dem Kopf trugen?
Sie versuchte ihr Gedächtnis zu überlisten und es einfach laut auszusprechen: „Ich habe ein Etwas auf dem Kopf, ich trage ein...“ Nichts. Also nochmal: „Ich trage...“ Nichts. Nochmal: „Ich habe ein...“ Die Frau neben ihr hörte auf zu schaukeln und schaute sie an. Liz spürte ihr Herz schlagen. Das war unangenehm, aber sie wollte sich anstrengen. Sie kannte dieses Ding. Und das Wort musste irgendwo in ihrem Kopf sein.
Liz schaute sich noch einmal genau das Ding der weißen Damen an. Es ärgerte sie, dass dieses Wort fehlte. Es war verflixt. Schon wieder etwas, das fehlte. Dieses Wort. Nein, dieses Ding. In ihrem Kopf. Und dabei spürte sie genau, dass sie es kannte. Ja, sie fühlte diese Gewissheit, dass sie selbst schon einmal ein solches Ding hatte. Ihr wurde auf einmal ganz warm und sie wusste, sie würde sich jetzt an etwas erinnern.
Die Erinnerung war diesmal eine Straße, ein Gebäude, eine Wand aus Glas und dahinter diese Dinge, nicht nur in Weiß, sondern auch in Rot, Blau, Beige (und sie freute sich innerlich, dass sie die Farbe Beige kannte) und Grün. Sie und ein Mann standen davor und haben gelacht. Dann waren sie in dem Gebäude und jemand setzte Liz diese Dinge auf den Kopf und sie konnte sich im Spiegel damit betrachten. Und dieser Mann lächelte sie an. Dann wurde eins dieser Dinge für sie eingepackt, eins in Rot. Sie und dieser Mann verließen das Gebäude zusammen, sie an seinem Arm.
Wieder eine heiße Welle Erinnerung und sie spürte wieder ihr Herz laut schlagen. Ein Fest mit vielen Menschen. Dieser Mann tanzte mit ihr, er trug eine schwarze Jacke und eine schwarze Hose, an der Jacke schimmerte etwas und da waren Blumen überall. Und sie hatte ein langes weißes Kleid an, und wieder ein Ding auf dem Kopf, ganz in Weiß. Liz musste kichern und sagte zu der Frau, die neben ihr saß: „Schwarz und weiß, wir waren schwarz und weiß“. Und sie kicherte weiter, aber die Frau starrte nur und sagte gar nichts. Ein Wort tauchte aus den Wellen auf: Hochzeit. Da rief Liz den Damen in Weiß zu: „Haben Sie auch einen Mann für die Hochzeit?“.
Eine der Damen eilte auf sie zu und fragte besorgt: „Liz, Sie haben ja ganz rote Backen, was ist los?“ Liz spürte ihr Herz erneut beben und sie spürte die warme Erinnerung und sie freute sich über sich selbst. Zu der Dame in Weiß sagte sie: „Es war die Hochzeit. Wir haben getanzt, in Schwarz und Weiß!“
Die Dame in Weiß hielt ihr eine Hand an die Stirn. Dann sah Liz sich das Ding genau an, das die Dame auf dem Kopf trug. Sie berührte es: „Wie heißt das?“ Die Dame in Weiß strahlte sie an: „Das ist meine Haube, meine Schwesternhaube“. Liz kicherte und wiederholte ungläubig: „Schwesternhaube?“ Sie schüttelte den Kopf. Das war nicht das Wort für das rote Ding, dass ihr Mann mit ihr ausgesucht hatte.
Aber sie freute sich über die beiden Wörter: Hochzeit und Schwesternhaube. Sie würde sie oft sagen müssen, um sie nicht zu vergessen.
Das ist mein erster Beitrag für einen Mai-Schreibmonat, für den July Duffy von StoryADay.org kreative Impulse liefert: http://storyaday.org/wow-storyaday-may-warmup: Eine Geschichte schreiben in 30 Minuten, entweder nur 100 Wörter oder nicht mehr als 1000. Ich habe 613 Wörter verwendet.
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Du bist das unbekannte Wasser
ich kann die Tiefe nur erahnen
deine spiegelglatte See
ein lang vergess'ner Traum
und ich tauche, ich tauche hinab
denn ich will dich seh'n
in der dunkelblauen Nacht
will ich dich versteh'n
Du bist das unbekannte Wasser
und es ist sinnlos mich zu warnen
denn ich schwimm' in deinem Meer
komm und zieh mich in den Sog
in die Strömung, die Strömung hinein
und wenn ich dich seh
ich allein, mit dir ganz allein
werd' ich dich versteh'n
Du bist das unbekannte Wasser
ich lass' dich fließen durch mein Tal
denn du kannst den Durst der Erde stillen
und Grund und Boden werden weich
sind wir uns, sind wir beide uns nah
dann wirst du mich seh'n
und mein Traum wird endlich wahr
wahr, wenn wir uns versteh'n
Ich suche meinen Weg zu dir, mitten im Ozean,
Ich halt' mich an den Kompass tief in mir.
Ich suche meinen Weg zu dir, mitten im Ozean,
Siehst du mich (nicht)? Ich bin hier!
(Lyrics: Livia Grupp)
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"Nicht betreten! Lebensgefahr!" stand auf einem kleinen Schild, das auf dem Boden vor der alten Hängebrücke lag. Margit glaubte, den Abdruck eines schlammig-erdigen Schuhs auf dem Warnhinweis zu erkennen. Hier schaute wohl schon lange niemand mehr nach dem Rechten. Von der anderen Seite der Schlucht schienen Stimmen zu grüßen, vielleicht juchzende Kinder im Spiel. Und der Wind trug den Duft von einem Lagerfeuer zu ihrer Nase. Die Brücke war alt. Margit schätzte ihre Länge auf knapp 20 Meter, die Höhe schien ihr unergründlich. Irgendwo da unten war ein Fluss, das wusste sie. Aber sie sah nur Felsen und grünes Gestrüpp. Die Holzbretter, die der Hängebrücke einmal als Trittfläche gedient hatten, waren möglicherweise morsch. Weiter vorn fehlte sogar ein Brett, bemerkte Margit. Sie konnte auf jedem Meter durchbrechen. Und niemand würde es bemerken. Die Halteseile, grau und verwittert, schienen gerade mal das sanfte Schwingen auszuhalten, das irgendwelche Winde auslösten. Nichtsdestotrotz setzte sie ihren Fuß auf das erste Holzbrett der Brücke. Es gab nur diesen Weg.
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Mein Beitrag zum ersten Wort 2016 im Projekt *.txt - "Nichtsdestotrotz".
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