Livia Grupp, Text & Schreiben

Der Mensch hört nicht nur mit den Ohren. Schwingungen empfinde ich  mit dem ganzen Körper, wenn ich meine Wahrnehmung darauf ausrichte.

Ich bin durch Reiki und Qigong-Praxis darin geübt, nach innen zu spüren. Daher war ich von meiner ersten Klangschalenmassage vor zwei Jahren sehr angetan. Ich kam mir zwar vor wie in einem Glockengestühl, aber ich wurde neugierig auf die verschiedensten Klangerlebnisse. In Youtube fand ich ein Beispiel, das eine bestimmte Heilfrequenz vorstellt, und ich lasse dieses Video immer wieder auf mich wirken:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=tgMQOAWeVs0]

Nun kann man ja über Klangheilung und Schwingungen denken wie man will. Für mich als Schwerhörige ist es immer ein besonderes Erlebnis, dass ich meinen Laptop-Lautsprecher hier noch nicht mal besonders laut stellen muss, um diesen Klang zu spüren.

Musik - auch wenn sie nicht laut ist

Es gibt auch unter Schwerhörigen und Gehörlosen geteilte Ansichten zum Thema Musik - wie bei Hörenden auch. Die einen sind sehr empfänglich für musikalische Schwingungen, lieben besondere Rhythmen, vielleicht eher Rock als Klassik. Die anderen brauchen Musik nicht unbedingt und vermissen sie auch nicht.

Aber immer wieder staunt die Welt, wenn ein Gehörloser professionell Musik macht. Es fehlt wohl dazu die Vorstellungskraft, dass Musik nicht nur das ist, was man mit den Ohren wahrnehmen kann.

Es gibt einen bemerkenswerten Essay von Evelyn Glennie. Die weltbekannte Musikerin bedauert, dass Journalisten immer ihre Gehörlosigkeit als Aufhänger für tolle Schlagzeilen nehmen. Sie ist eine professionelle Musikerin, die ihr Publikum doch mit ihrer Musik und ihren Interpretationen überzeugt.

Hearing is basically a specialized form of touch.

Hören sei im Grunde eine besondere Form des Gefühlssinnes, schreibt Glennie, und man müsse es nicht auf das reduzieren, was über das Ohr geschieht. Grobe Vibrationen wie die eines vorbeifahrenden LKWs oder den wummernden Bass eines Rocktitels spüren viele Menschen im Bauch. Glennie habe sich die Wahrnehmung auch feinster Vibrationen durch beständiges Üben angeeignet - auch unter Zuhilfenahme eines Resonanzkörpers. So kann man die Vibrationen von Klaviermusik auch spüren, wenn eine Hand das Instrument berührt.

Ähnlich bin ich übrigens vorgegangen, als ich mir eine Klangschale gekauft habe. Ich habe verschiedene Schalen in die Hand genommen und angeschlagen, habe die Vibration gespürt und überlegt, was bei mir besser ankommt. Ich habe mich deshalb für die größere, teurere Klangschale entschieden, weil ich die Vibration viel stärker wahrnehmen konnte. Es wäre jetzt vielleicht an der Zeit, mich auf die hellen, feinen Vibrationen einer kleineren Klangschale einzustimmen. Ein Versuch wäre es wert. --- Nachtrag am 26.07.2010 nachdem ich den Blog notquitelikeBeethoven entdeckt habe, verlinke ich hier kurzerhand auf die lesenswerten Artikel zu Evelyn Glennie und die dort entstandenen Diskussionen.