Manch eine träumt davon, einmal einen Roman zu schreiben, ein Buch zu veröffentlichen. Ideen gibt es viele.
Doch der Weg an den Schreibtisch ist vielen zu weit. Und man hat ja auch nie, nie so richtig Zeit, um sich so richtig und ganz in das Projekt zu vertiefen.
Es gibt eine gute Nachricht: Für den Anfang reichen ein Schreibblock und ein Stift - und etwa 10 bis 15 Minuten Zeit am Stück. Regelmäßig.
Ich experimentiere dieses Jahr mit dieser Form des Häppchenschreibens. Und zwar im ÖPNV, im Nahverkehr, in der S-Bahn. An vier Tagen die Woche pendele ich nach Heidelberg.
- In der Regel bekomme ich immer einen Sitzplatz, und dann zücke ich meinen Schreibblock und fange an.
- Als erstes notiere ich mir das Datum, dann beginne ich, fast wie mit einem Eintrag in ein Tagebuch. Und schnell merke ich, welches Thema dran ist.
- Ich habe derzeit nämlich zwei Themen, über die ich schreibe. Das eine soll mal ein Buch werden, das andere vielleicht auch. Häppchen für Häppchen komme ich tatsächlich damit voran. Und ich finde es gut, dass ich nach Lust und Laune wechseln kann. Mal finde ich schneller in das eine Thema, mal passt das andere besser.
- Da ich von Hand schreibe, und da ich weiß, dass ich erst später überarbeite, ist alles erlaubt. So komme ich in einen guten Schreibfluss, für rund zehn Minuten. Kurz vor der Ankunft am Heidelberger Hauptbahnhof kann ich alles wegpacken. Und darf zufrieden mit mir sein, dass ich ein Stückchen weiter bin mit den Projekten.
Textverarbeitung
Die eigentliche Arbeit beginnt erst, wenn ich die geschriebenen Häppchen in ein PC-Programm eingebe. Meine Erfahrung ist, dass dies durch die Vorarbeiten in der S-Bahn sogar leichter von der Hand geht.
- Das Hemmnis "bei Null anfangen" ist schon mal weg.
- Ich darf behaupten, dass ich zunächst nur den Text so übernehme, wie er ist. Und dann fange ich an.
- Meistens überarbeite ich doch schon den Text, beginne die erste Korrektur, das Überarbeiten des Geschriebenen. Schreiben und Überarbeiten gehen Hand in Hand. Und der Text formt sich.
- Häppchen für Häppchen arbeitet natürlich auch der Kopf mit, manches Häppchen beinhaltet dann bald schon eine Gliederung, ein Konzept für weitere Schreibstückchen.
Schreiborte mit Atmosphäre
Besondere Schreiborte wie z.B. der Bahnhof und die Bahn können natürlich auch besondere kreative Impulse zum Schreiben geben. Sie eignen sich für die Schulung der Wahrnehmung: Klänge, Stimmen, Personen, Pflanzen, Düfte... "Schreiben in Cafés" ist vielen sicherlich ein Begriff (siehe auch das gleichnamige Buch von Nathalie Goldberg). Einfach auszuprobieren. Nicht nur für das eine große Projekt.
Was das Schreiben angeht, müssen wir wohl Meister darin werden, uns selbst zu überlisten, oder?