Einmal sollte ich eine Wand wegschieben. Also stellte ich mich an die Wand und drückte mit beiden Händen dagegen. Meine Füße drückte ich fest in den Boden und den ganzen Körper gegen diese Wand. Sie bewegte sich keinen Milimeter. "So anstrengend ist das, wenn du deine Schwerhörigkeit nicht annimmst", sagte der Seminarleiter zu mir. Das war vor ein paar Jahren in einem Seminar in Herrnhut. Es ging um hörbehinderte Identität, Selbstbewusstsein und Minderwertigkeitsgefühle. Ich akzeptiere heute, dass sich mein Gehör nicht regenerieren wird. Es wird kein Wunder geschehen und Hörgeräte überflüssig machen. Das ist in 27 Jahren nicht passiert. Stattdessen ist mein Hörvermögen schlechter geworden. So schlecht, dass Hörgeräte an ihre Grenzen kommen. Ich verschwende also besser keine weitere Energie, um zu versuchen, die Wand wegzuschieben. Sondern ich schaue, wo es eine Tür gibt. Das Cochlea Implantat ist so eine Tür. Was dahinter liegt, kenne ich nur vom Hörensagen. So füge ich der Akzeptanz noch Vertrauen und Loslassen hinzu, weil ich mein Restgehör durch eine Elektrode ersetzen lasse und darauf vertraue, dass alles gut wird.