Livia Grupp, Text & Schreiben

2012 und 2013 als Jahreszahlen, 2012 durchgestrichen, Daumen hoch und Yin-Yang-Symbol sowie Plus-Minus In Samoa feiern sie schon das Neue Jahr, aber noch haben wir in Europa Silvester. Normalerweise würde ich mir heute schon überlegen, welche Ziele ich mir zum Jahresanfang setze. Aber dieses Jahr möchte ich nun nicht zu Ende gehen lassen, ohne ein bisschen Ordnung in das Bunte zu bringen, was ich 2012 erlebt habe. Ich will einen Jahresabschluss durchzuführen, bevor ich meine Energie in neue Ziele und Vorhaben lege. Wozu eine Bilanz? Mein Grund ist, dass ich manchmal das Gefühl habe, die Zeit und das, was ich so tue, rinnen mir einfach durch die Hände. Es ist nicht immer fassbar, welche Entwicklungen es gegeben hat. Ich möchte mir die Dinge bewusst machen, die gut für mich waren, die Spaß gemacht haben und wovon ich noch mehr haben möchte. Mein Jahresrückblick soll mir deutlich machen, was wichtig für mich ist und mir positive Energie gibt. Und ich möchte erkennen, welche Situationen ich klären oder verbessern könnte. Mit diesem Hintergrund lasse ich das vergangene Jahr Revue passieren, notiere mir vielleicht die Details und bringe das Jahr zum Abschluss - und dann heißt es loslassen. Verschiedene Methoden eignen sich für eine Rückschau.

Plus-Minus-Aufstellung

Wie der Name sagt, kommt es hierbei darauf an, Positives und Negatives aufzulisten. Zum Beispiel in einer Tabelle. Du schreibst auf ein DIN A4-Blatt als Titel "2012", dann ziehst du zwei Spalten, in die erste Spalte kommt das Plus-Symbol, in die zweite das Minus-Symbol. Oder Daumen-hoch und Daumen-runter, oder du schreibst dir einen Satz wie "was 2012 gut war" oder "was mich 2012 weitergebracht hat..." und eben auch "was schlecht war für mich" oder "was mich aufgehalten und genervt hat"... (Natürlich geht das auch am PC mit einer Office-Software). Ich habe das schon mal versucht, war allerdings nicht sehr zufrieden mit der sturen Schwarz-Weiß-Sicht. Es gibt auch im Schlechten, das uns passiert, etwas Gutes. Das ist meine persönliche Einstellung. Irgendetwas lerne ich immer durch das, was ich erlebe. Daher kann ich nicht einfach werten Positiv oder Negativ. Daher brauche ich für meinen Jahresrückblick ein anderes Schema.

Leben in Balance

Es wäre auch möglich, sich in der Bilanz nur auf ganz bestimmte Aspekte zu konzentrieren, z.B. deine Gesundheit und Fitness oder deine persönliche Energie-Balance. Wie gut waren Yin und Yang 2012 ausgeglichen? Wenn ich Yin als meine ruhigen Phasen bezeichne und Aktivitäten, die mir Erholung und Regeneration bieten, dann wären im Yang all jene Phasen im Jahr, wo ich viel Energie in Projekte gesteckt habe und vielleicht Stress hatte. Bei diesen Bilanzen geht es darum, zu erkennen, was in dein Schatzkästchen kommt und dich auch in der Erinnerung weiterhin positiv stimmt und sich weiterhin positiv auswirk. Auf der anderen Seite stehen in dieser Bilanz jene Phasen, die dich aufgerieben haben und die dir sogar im Nachhinein noch Kummerfalten bescheren. Meine Devise ist: Es gibt auch positiven Stress, mit dem so manches Projekt gewuppt werden kann. Aber wenn es im Rückblick negative Energie verursacht, hat es noch eine Bedeutung für mich. Dann will ich genauer wissen, was dahinter steckt und wie ich damit umgehen kann. Das wären dann Dinge, die ich mir schön markieren und mit einem Fragezeichen versehen würde. Vielleicht als Aufgaben für das kommende Jahr.

Deine Bilder des Jahres

Ein anderer Weg der Erinnerung und Rückschau geht über die Bilder. Facebook macht es vor: Es bietet einen persönlichen Jahresrückblick über deine Aktivitäten an, die du im sozialen Netzwerk gepostet hast. Aber diese Zusammenstellung ist rechnerisch automatisch umgesetzt. Mir genügt das nicht.Viel spannender fänd ich, einmal selbst in meinem Gedächtnis zu kramen, welche Bilder wach werden, wenn ich an die vergangenen Monate zurückdenke. Was waren meine persönlichen Highlights ganz spontan? Auch Fernsehen kann eine Inspiration für die persönliche Bilanz sein. Früher habe ich regelmäßig am Neujahrstag diese ZDF-Sendung "Album - Bilder eines Jahres" angesehen. So ähnlich könnte man auch die persönlichen Erinnerungen strukturieren: welche Bilder fallen mir zu Januar oder Februar ein, welche Gefühle verbinde ich damit. Und wenn mir dann doch partout nichts einfallen sollte, könnte ich immer noch in meinen Bilderordnern nachschauen, was ich im Januar fotografiert habe ... oder in Facebook gepostet habe. Auf jeden Fall werde ich erst das alte Jahr würdigen und abschließen - dafür hab ich noch gute elfeinhalb Stunden Zeit. Dann kann ich anstoßen und mit frischer Energie ins Jahr 2013 rutschen. Wünsche euch schon mal ein buntes neues Jahr. Eure Livia